100 Jahre Fußball in Langensteinbach!

29. Januar 2021  … die Fußball-Abteilung beim SVL wird 100 Jahre alt!

Leider sind ja derzeit wegen der Pandemie keine Feierlichkeiten möglich – Zu feiern hätte unser SVL reichlich. Einmal der sportliche Erfolg – und nun unser Jubiläum! Hoffen wir, dass wir im Jubiläums-Jahr noch die Gelegenheit haben werden – zahlreiche Feste und Feiern nachholen zu können!

Hier unsere Geschichte – kurz & knapp:

Bei der Generalversammlung des Turnvereins Langensteinbach am 29. Januar 1921 in der Festhalle wurde in einer Kampfabstimmung der Übertritt und die Aufnahme der Fußballer in den Turnverein mit Mehrheit abgelehnt, worauf die Anhänger des neuen Fußballsports den Raum spontan verließen und im Wirtschaftsraum des Gasthauses „Zur Festhalle“ den Arbeiter- Sportverein als neuen Fußballclub gründeten. Die neue Sportart „Fußball“ hatte somit auch in Langensteinbach, wie fast überall in Deutschland, Einzug gehalten, und die männliche Jugend schloss sich begeistert der aus England kommenden neuen Sportart „Fußball“ in Massen an. Zur Neugründung eines „Fußballvereins“ waren aber viele Hürden auch bei der Gemeinde zu nehmen. Erster Vorsitzender des neugegründeten Vereins wurde Hermann Schwan. Da die Sportanlage an der Jahnstraße einschließlich der Jahnhalle Eigentum des Turnvereins war, musste sich der neue Fußballverein eine eigene Sportanlage schaffen. Von der politischen Gemeinde Langensteinbach wurde dem Arbeitersportverein dafür Gelände im Gewann „Strohbusch“ zur Verfügung gestellt (heutige Anlage des Hundesportvereins Karlsbad). In Eigenarbeit mit Schaufel, Hacke, Pickel und Spaten (da es die heutigen Baugeräte und Maschinen zu jener Zeit kaum oder überhaupt nicht gab) wurde mit den Rodungsarbeiten begonnen und in ca. 3 Jahren ein neuer Sportplatz zur Aufnahme des Spielbetriebs errichtet. Wegen der weiten Entfernung zum Ort Langensteinbach wurde gleichzeitig eine Hütte, die zwei Umkleideräume und einen Vereinsraum hatte, geschaffen.
Infolge der politischen Ereignisse wurde im Jahr 1933 dem Arbeitersportverein jegliche sportliche Betätigung untersagt. Selbst der Sportplatz durfte nicht mehr benutzt werden. Die fußballbegeisterte Jugend ließ sich aber auch dadurch nicht unterkriegen. Sie ging weiterhin ihrem neuen Hobby nach. Allerdings war an einen geordneten Spielbetrieb nicht zu denken. Erst in den Jahren 1936/37/38 konnte wieder offiziell Fußball gespielt werden, jedoch nicht unter dem Namen „Arbeitersportverein“, der ja bereits 1933 verboten wurde. Gespielt wurde auf dem Sportplatz des Turnvereins an der Jahnstraße. Der Sportplatz im „Strohbusch“ ging 1933 in den Besitz der Gemeinde Langensteinbach über. Während des Krieges erfuhr der Spielbetrieb aber dann in den Jahren 1943 bis 1945 eine jähe Unterbrechung.
Kurz nach Kriegsende waren es jene von der alten Garde, die sich zusammentaten, um den Sportverein wieder ins Leben zu rufen. Im Jahre 1946 schlossen sich der ehemalige Turnverein und der Arbeitersportverein zu einem Verein, dem Sportverein: „SV 1899 Langensteinbach e.V.“, zusammen. Dieser Verein wurde Rechtsnachfolger der bisherigen Vereine „Turnverein und der Arbeitersportverein“. Leider mussten mehrere aktive Spieler im Krieg ihr Leben lassen, sind vermisst oder kamen schwerverletzt aus der Kriegsgefangenschaft zurück in ihren Heimatort Langensteinbach zurück. Nach Kriegsende 1945 und 1946 war es für die Verantwortlichen sehr schwer, einen geregelten Spielbetrieb aufzunehmen. Außerdem musste zu jedem sonntäglichen Treffen extra eine Genehmigung der Militärregierung eingeholt werden, was die Spielfreudigkeit keineswegs förderte.
Mit Hilfe der amerikanischen Besatzungskräften und Einsatz von Maschinen wurde 1946/47 der Sportplatz an der Jahnstraße spieltauglich hergerichtet.
Ab 1947/48 hat sich das Vereinsleben wieder normalisiert. Auch in den umliegenden Ortschaften wurde jetzt intensiv Fußball gespielt, die Sportplätze, vor allem in unserem Bereich, ließen noch viel zu wünschen übrig. Auf schwer bespielbarem Gelände wurden die Verbandspiele ausgetragen. Verletzungen waren dadurch oft nicht zu verhindern. Der SV Langensteinbach hatte in dieser Zeit eine spielstarke Fußballmannschaft, die damals in der B- Klasse spielte, der auch die meisten Nachbarvereine angehörten.
Nach mehreren Versuchen gelang dem SVL in der Saison 1950/51 der erste Aufstieg in die A- Klasse, wo sich der SVL drei Jahre behaupten konnte. Im Spieljahr 1955/56 musste Langensteinbach wieder in die B- Klasse absteigen. Man war in Langensteinbach aber nicht entmutigt und konnte auf Anhieb 1956/57 der Wiederaufstieg in die A- Klasse geschafft werden. Nach diesmal vierjähriger Zugehörigkeit zur A- Klasse war der SVL erneut zum Abstieg in die B- Klasse verurteilt. Dieser Abstieg war bitter, feierte man doch im gleichen Jahr (1961) das 40- jährige Fußballjubiläum. Man wollte beim SVL auch diesmal wieder – wie 1956/57 – den sofortigen Wiederaufstieg. Kurz vor dem Ziel wurde der SVL jedoch abgefangen und Stupferich wurde Staffelmeister und damit Aufsteiger in die A- Klasse. In den folgenden Jahren erreichte Langensteinbach zwar immer gute Platzierungen. Der Sprung in die A- Klasse wollte aber einfach nicht gelingen. Es dauerte bis zu Saison 1966/ 67. Neuer Spieltrainer war Karl Hug, unter dessen Regie endlich das Vorhaben „Wiederaufstieg in die A- Klasse“ glückte. Durch einen 4:6 Auswärtssieg im letzten Punktspiel in Palmbach wurde der SV Langensteinbach Meister der B- Klasse, Staffel 2 und erreichte dadurch endlich den lang ersehnten Aufstieg.

Bis zur Saison 1970/71 lief es eigentlich recht gut beim SVL. Die Saison 1969/70 schloss Langensteinbach sogar mit dem hervorragenden 4. Tabellenplatz ab. Für die kommende Spielzeit versprach man sich deshalb beim SVL allerhand – doch dem sollte nicht so sein. Nach Abschluss der Vorrunde trug der SVL das Schlusslicht und es sah ganz danach aus, als könnte er es auch nicht mehr abgeben. Erst in den letzten Spielen raffte man sich noch einmal auf und holte 5 Punkte, und nach Abschluss der Saison belegte Langensteinbach punktgleich mit dem TSV Weiler die beiden Plätze am Tabellenende. Das bedeutete, der Absteiger musste in einem Entscheidungsspiel auf neutralem Platz ermittelt werden. Dieses Entscheidungsspiel fand am 09.05.1971 in Auerbach statt und hatte mit ca. 2 000 Zuschauern Rekordbesuch. In einem packenden Kampf gewann der SVL mit 3:0. Das bedeutete den Klassenerhalt.

Als weiter Meilenstein in der Geschichte des Sportvereins 1899 Langensteinbach kann die Einweihung der neuen Sportanlage im Schul- und Sportzentrum der Gemeinde Karlsbad vom 20. Bis 25. Juni 1972 bezeichnet werden. Vor Saisonbeginn 1976/1977 wurde die Bezirksliga neu gegründet und eingeführt, die man aber nicht erreichte und weiterhin in der A-Klasse spielte. Mit dem neuen Spielertrainer Dietmar Vollmar als Torhüter und einer sehr jungen Mannschaft ging der SVL in die Saison 1977/78. Vom ersten Spieltag an setzte sich das Team des SVL an die Tabellenspitze und schon vier Spieltage vor Rundenende stand Langensteinbach als Meister und damit Aufsteiger in die Bezirksliga fest. Nach nur zwei Jahren Bezirksliga kam es mit Rolf Kahn als Spielertrainer für die Punktrunde 1979/80 zur Meisterschaft in der Bezirksliga. Ein großer Wunsch bei den Fußballern des SVL ging damit in Erfüllung. Endlich Landesliga!
Aber nicht nur sportlich lief es am Anfang der 80er Jahre sehr gut beim SV Langensteinbach. Auch auf dem baulichen Sektor tat sich zu dieser Zeit einiges im Verein. Hinter dem Gemeindesportplatz wurde vom SVL ein Allwettersportplatz mit Kleinfeldspiel gebaut. Die Einweihung der Sportanlage „Wagenburg“ konnte am 17.05.1980, eine Woche vor Pfingsten, vorgenommen werden. Parallel zum Sportplatzbau wurde von der Sparte Handball außerdem ein Nebengebäude errichtet, das ebenfalls rechtzeitig auf Pfingsten 1980 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden konnte.
Damit konnte „grünes Licht“ für die Abgabe des alten Sportplatzes an der Jahnstraße gegeben werden. Der Spielbetrieb wurde nunmehr in vollem Umfang im neuen Sportzentrum durchgeführt. Zur Vervollständigung des Sportzentrums wurde noch ein Clubhaus erstellt. Nach 16 Monaten Bauzeit konnte am 15.08.1981 auch dieses Bauvorhaben, der Neubau des Clubhauses, abgeschlossen und die Sportgaststätte „Zur Wagenburg“ ihrer Bestimmung übergeben werden. Der Aufstieg des SVL in die Landesliga brachte einen zuvor nicht gekannten Aufschwung in die Sparte Fußball. Mit dem 12. Tabellenplatz beendete die Mannschaft die erste Saison in der Landesliga Mittelbaden. Meister wurden in diesem Jahr die Amateure des KSC.

Der SVL war in der Landesliga angekommen und spielte dann dort auch 10 Jahre souverän sowie guten Fußball und galt mittlerweile als feste Größe in der Landesliga. Mit einer sehr jungen Mannschaft startete Langensteinbach dann in die Saison 1989/90, das zehnte Landesligajahr des SVL. Mit den guten jungen Spielern, denen aber die Cleverness in den Ligaspielen fehlte, musste man nach 10- jähriger Landesligazugehörigkeit den Weg zurück in die Bezirksliga antreten.

Von vielen Seiten wurde der SVL als Favorit für die Meisterschaft in der Bezirksliga Karlsruhe, Staffel 2 bezeichnet. Und Langensteinbach wurde auch zurecht Meister. Es war damit aber nicht automatisch auch der sofortige Wiederaufstieg in die Landesliga Mittelbaden verbunden. Durch die Neubildung einer Bruchsaler Bezirksliga gab es erstmals keinen Direktaufstieg der Bezirksligameister in die Landesliga Mittelbaden. In den Aufstiegsspielen gegen den ASV Hagsfeld und den FC Kirrlach verlor man und verpasste damit den Wiederaufstieg. Fünf Jahre in Folge kämpfte Langensteinbach erfolgslos in der Bezirksliga um die Rückkehr in die Landesliga Mittelbaden. In der Saison 1995/96 klappte es dann aber endlich. Man wurde Meister und durfte auch direkt aufsteigen.

Der SVL entwickelte sich aber auch so weiter – der jahrelangen hervorragenden Junioren-Arbeit u.a. unterr der Leitung von Gerhard Rupp wurde der Sepp-Herberger-Preis vergeben und ein zweiter Rasensportplatz im Sportzentrum „Wagenburg“, süd-westlich der Sportgaststätte wurde im Juli 2000 in Betrieb genommen.

Neun Jahre war der SVL souveräner Teil der Landesliga doch mit Saisonende 2004/2005 endete das mit einem nicht zu verhindernden Abstieg. Leider klappte in der Folge der Wiederaufstieg nicht. Man blieb in der Bezirksliga – ab 2008/2009 wurde im Kreis Karlsruhe eine Kreisliga unterhalb der Landesliga eingeführt. Bis zur Saison 2010/2011 blieb der SVL in der Kreisliga. Völlig souverän mit 13 Punkten Vorsprung wurde das Team von Spielertrainer Sebastian Weber bei nur einer Saisonniederlage und einem Torverhältnis von 97:25 souveräner Meister der Kreisliga Karlsruhe 2011 zu seinem 90. Jubiläumsjahr. Mit diesem Aufstieg war der SVL dann wieder in der Landesliga und spielte bis zur Saison 2019/2020 immer wieder erfolgreich um die vorderen Plätze der Liga. 2019 wurde der dritte Rasenplatz beim SVL im „SONOTRONIC Sportpark“ fertiggestellt. Gleichzeitig haben alle Spielfelder Flutlicht erhalten. Mit dem Tribünendach und dieser gepflegten und einzigartigen großen Sportanlage zeigt der SVL damit ein insgesamt imposantes Sportgelände, das im Kreis Karlsruhe sicherlich seines gleichen sucht. In diesem Jahr und der Saison 2019/2020 gelang dann dem SVL der bislang größte sportliche Erfolg. Mit dem Trainer Marius Mössner wurde der SVL inmitten der Corona-Pandemie souveräner und auch zurecht Meister der Landesliga als Tabellenführer. Diese Meisterschaft wurde vom Kreis-Fußball-Verband am „grünen Tisch“ entschieden, da durch die Pandemie nur ¾ aller Spiele durchgeführt wurden.

Der SVL ist nun in der Verbandsliga Baden, der höchsten Spielklasse in Baden angekommen. Für „Fußball-Nostalgie-Liebhaber“: Das ist mit der 2. Amateurliga aus den 60er und 70er Jahren vergleichbar.

Erneut passend wieder ein großartiger Erfolg zu einem Jubiläum – dem 100-jährigem Fußball beim SVL. Der SVL-Fußball lebt und macht weiter Geschichte.

(Titelbild dankensweiser erhalten von Helmut Ried / Spiel SVL – TSV Pfaffenrot 1964)